Die Holzheimerbahn

Website Hugo Schwilch

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Vorbildgetreuer Betrieb

oder meine längste vergnügliche Lehrzeit

 

Schattenbahnhof
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Start am Nullpunkt

Mitte der vierziger Jahre entstand mein innigster Wunsch nach einer Ho-Modellbahn. Dabei dachte ich an eine Gleisfigur mit einigen Weichen und verschiedenen  Fahrwegen. Als Glücksfall fand ich vorher noch eine aufschlussreiche Literatur: Das MAERKLIN Handbuch. Eines der wenigen guten Beispiele zeigte eine Bahnhofanlage, die enthielt Aufnahmegebäude, Güterschuppen, Zwischenbahnsteig und Fussgängerbrücke. Ich fand das sofort besser als damals übliche wilde Gleisfiguren.

Trix_Handbuch.jpg (32587 Byte) Frühgeschichtliche Betriebsliteratur

Das TRIX-Handbuch, 7te Auflage, das ich mir ca. 1945 beschaffte, ist das älteste mir bekannte Druckerzeugnis mit vernünftigen Betriebsanregungen. In dieser Beziehung ist es durchaus mit den heutigen europäischen Erzeugnissen vergleichbar.

Es war gut, nach weiterer Literatur zu suchen. Und im ‚TRIX-Handbuch 1:90’ fand ich das, was mir zum Livetime-Hobby verhalf: Einige Beispiele von vorbildgetreuem Betrieb. Besonders faszinierte mich eine ‚von-Endpunkt-zu-Endpunkt’-Anlage. Dieses Beispiel mit Gleisplan, Fahrplan und Rollmaterialaufstellung war in der Sprache der Eisenbahner beschrieben. Es umfasste eine Zugsfahrt von einem Bahnhof ‚Pappstadt’, über ‚Steindorf’, und ‚Blechhausen’, nach ‚Holzheim’. Ich hatte bis dahin eine Menge Zusammensteckgleise, Weichen und Entkuppler gebastelt. So gelang es mir bald einmal das TRIX-Beispiel, wenigstens vereinfacht, nachzugestalten, was ich als grosses Erfolgserlebnis empfand. An den Endpunkten musste die Lok umgesetzt werden, deshalb probierte ich auch noch eine Kehrschleife. Das war aber ein Flop! Zuviel Gleismaterial, zuviel Platzverschleiss und enorm gestörte Kompaktheit der Bahnhofsanlage sagte mir gar nicht zu. Auch Ringstrecken mit mehreren Bahnhöfen befriedigten nicht. Anstelle der Fantasiebenennungen probierte ich auch vorhandene SBB-Strecken betrieblich nachzugestalten. Dies scheiterte, weil keine Vorbildstrecke für sich allen existiert, sondern immer mit weiteren Strecken verbunden ist, was mindestens Wagenübergänge erfordert. Für mich blieb es damit beim Konzept ‚Pappstadt-Holzheim’.

 
Trix_Gleisplan.gif (32820 Byte) Mein Konzeptvorbild

Der Gleisplan aus dem Ho-Altertum mag auch für heutige Kritiker noch akzeptabel sein, sofern man berücksichtigt, dass damals weder die heutigen Techniken noch die Platzangebote existierten.

Das eingebaute Schienenoval mag als Gag erscheinen. Es hat den Zweck, dass das Oval mehrmals durchfahren wird, wobei die Haltestelle S jedes mal den Namen wechselt. Es soll also eine Vorbildstrecke  mit hintereinanderfolgenden Haltestellen S, T, U,  und so weiter darstellen.

Aus Beobachtungen beim Vorbild begann ich bald mit dem täglichen Güterzug Wagen den Güterschuppen und Freiverladegleisen zuzustellen und abzuführen. Dadurch wurde dieser Güterzug besonders interessant. Hingegen blieb der zeitweise ausprobierte Expresszug, mit Salon-und Speisewagen, angesichts der kurzen Gesamtstrecke weniger glaubwürdig.

Als nach vielen Wartejahren die Möglichkeit einer permanenten Anlage sich zeigte, war nur noch das Pappstadt-Holzheim-Konzept diskutabel, aber in grosszügigerer Ausgestaltung. Nach genauerem Betrachten zeigten sich Schwierigkeiten, indem der nötige Platz fehlte. Zudem hatte ich den Wunsch nach grosszügigem Gebirge mit Tunnels und Brücken, anstelle der bisherigen kahlen und flachen Fussbodenlandschaften. Auch waren meine Qualitätsanforderungen in der Zwischenzeit angestiegen. Ich hatte bereits zwei Triebfahrzeuge und Güterwagen als SBB-Modelle nachgebaut. Es gab damals solche noch nicht zu kaufen. Daneben liquidierte ich die zweiachsigen Spielzeugloks und alle Wagen, die mich nicht an ein mir bekanntes Vorbild erinnerten. Zudem zeigten die Industrieradsätze derart viele Störungen, dass ich die verbliebenen auf ein mir damals bekanntes Normprofil abdrehte.

 

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Schattenbahnhof

Der neue Platzmangel brachte mich auf die Idee, anstelle der Gesamtstrecke nur die am einfachsten unterzubringende Endstation mit anschliessender Strecke nachzubauen. Sofort zeigten sich auch da wieder Probleme. Was soll sein an der Stelle, wo die Strecke die dargestellte Partie verlässt und zur nächsten Station gelangen sollte? Eine Kehrschlaufe wurde verworfen, denn dadurch würde der ganze Zug gestürzt, anstatt die Lok umgesetzt. Weil hier auch noch Züge zu formieren sind, blieb nur ein ausreichender Schattenbahnhof. Soll er sichtbar sein für den Besucher? Was da passiert ist nicht vorbildgetreu, also ist es besser, er sei unsichtbar. Zudem wäre es schade um den Platz. Unter der Anlage ist Platz genug für einen geräumigen Schattenbahnhof, sofern man den rechtzeitig einplant. Fast schicksalsmässig liess sich auch das nicht in üblicher Weise verwirklichen.

Für den Betrieb sind im Schattenbahnhof zuverlässige automatische Kupplungen und Entkuppler erforderlich. Ich baute darum neue Kupplungen nach dem Haken-Bügel-Prinzip. Diese Idee wurde damals von A.Balmas in der Zeitschrift Modèles Ferroviaire beschrieben. Die Kupplung kuppelt beim Zusammenschieben der Fahrzeuge, und wird durch einen unter dem Geleise befindlichen Elektromagneten gelöst.

Kupplung.gif (62730 Byte)

Kupplung nach dem Haken-Bügel-Prinzip, mit Elektromagnet als Entkuppler

    1.Support, aus Winkelprofil gearbeitet, kann am Untergestell jedes
       Wagens, oder mit etwas abgeänderten Massen, am Rahmen jedes
       Drehgestells befestigt werden
   2. Beweglicher Haken aus Eisen. Die Auffahrfläche, wo dieser den steifen
       Bügel 11 berührt, muss auf Hochglanz poliert sein
   3. Stosselement und Führungsteil aus 0,7 mm Neusilberdraht
   4. Anschlag zur Begrenzung der oberen Endlage
   5. Schraube, M1 x 7 mm
   6. Distanzrohr, 1,2 mm lang, aus Stahl
   7. Distanzrohr mit Flansch, aus Stahl
   8. Feder aus 0,15 mm Stahldraht, drückt den Haken in die Ruhelage
   9. und 10. Unterlegscheibe mit Mutter zur Regulierung der
      Federspannung
  11.Bügel aus 0,5 mm Neusilberdraht, federhart
  12.bis 16. Entkuppler
  12 Spulenkern aus Eisen
  13.Schenkel, aus 3 x 8 mm Flacheisen, am oberen Ende als Schwelle
       getarnt
  14.Spulenflansch, aus Karton
  15.Wicklung, aus 0,3 mm Draht, darf bei 24 Volt höchstens einige
      Sekunden unter Spannung stehen, was zum Entkuppeln jedoch genügt
  16.Deckel aus dünnem Karton

Diese Kupplung hat sich sehr gut bewährt. Bei sorgfältiger Ausführung lässt sich in allen vorkommenden Fällen wie Kuppeln, Entkuppeln, Schieben und Ziehen, auch auf Weichen, Gegenkurven und Gefällebrüchen einwandfreie Funktion erreichen.

 

Sichtverbindung.gif (6915 Byte)

Sichtverbindung zum Schattenbahnhof

Dieses Bild zeig die auf meiner Anlage gewählte Anordnung. Am Beobachtungs-Standort beim Schaltpult befindet sich eine als Höhle modellierte Öffnung 1 in der Landschaft. Die Lampe 2 sorgt für genügende Beleuchtung des Schattenbahnhofs.

SchattenbahnhofvorschlaG.gif (7198 Byte) Hier ist ein Vorschlag skizziert mit gut zugänglichem Schattenbahnhof in der Anlagefront,

Aber wie merke ich in dem unsichtbaren Schattenbahnhof, wenn die gewünschte Kupplung über dem gewünschten Entkuppler steht, damit entkuppelt werden kann? Es zeigte sich eine gangbare Lösung. Weil die Landschaft gebirgig ist, braucht die vordere Anlagekante nicht eben zu sein, sondern folgt über Höhen und Tiefen dem dort abgeschnittenen Landschaftsverlauf. In der Schnittfläche einer Gebirgsrippe konnte ich mein Schaltpult unterbringen. Darüber blieb noch etwas Platz für ein Fenster zum Schattenbahnhof. Von hier aus konnte ich alle Entkuppler überblicken. Eine Lampe sorgte dort noch für genügend Helligkeit. Später genügte mir anstelle des Fensters eine als Höhle getarnte Öffnung in der Landschaft, die wie für einen Lindwurm aussieht.

Nachdem der Schattenbahnhof, als erster Teil der Anlage, mit den Entkupplern ordentlich funktionierte, ging ich an den Bau von Strecke und Landschaft. Um nicht allzu lange auf die Betriebsmöglichkeit warten zu müssen, verlegte ich vorerst mit den Zusammensteckgleisen die Strecke samt Bahnhof Holzheim. In kurzer Zeit war somit interessanter Betrieb möglich. Stück um Stück ersetzte ich das Provisorium durch definitive Streckenstücke mit Landschaft.

 

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Endlich Betrieb, das Eisenbahn-Erlebnis

Den Betrieb begann ich mit drei täglichen Personenzugpaaren und einem Güterzugpaar.

Weil mich die unproportionierten Blechpersonenwägelchen störten, baute ich sie um zu einfachen, aber massstäblichen SBB-Fahrzeugen. Die Güterzüge bereicherte ich durch Imitationen von Produkten der Holzindustrie.

Mit der Zeit fand ich es nicht gut, Güterwagen und Ladegüter willkürlich dem Güterzug zuzufügen. Ich suchte nach einer Methode die Frachtaufträge erteilt, wie sie das Vorbild auch bekommt. Das muss hier offensichtlich eine statistische Methode sein. Eine gute Möglichkeit war ein plötzlicher Blick auf die Uhr, die allerdings mit einem Sekundenzeiger ausgerüstet sein müsste. So gewinnt man statistische Zahlen zwischen Eins und Sechzig oder Null und Neunundfünfzig.

Man könnte eine Liste erstellen mit 60 Zeilen, von Eins bis Sechzig nummerieren und zu einer Anzahl Zeilen das Transportgut eintragen. Ein Blick auf die Uhr sagt dann, was zu transportieren ist. Diese Methode hat den Nachteil dass sich die Anzahl Wagen pro Zug nicht statistisch verändert.

Strichliste_d.jpg (21872 Byte)

So entsteht die Strichliste

Die Tabelle zeigt den Anfang einer Strichliste. Sie enthält die Ladegüter, die im durchschnitt im Monat Januar nach Holzheim spediert werden. Kolonne 1 enthält die Ladegüter in der Reihenfolge, in der sie den Entladestellen zugeführt werden. Besonderheiten des Personenverkehrs sind hier ebenfalls aufgeführt. Kolonne 2 enthält für jede Wagenladung einen Strich zum Abzählen. Zur Erleichterung wechselt die Strichfarbe nach 10 Strichen. Die Kolonnen 3 und 4 existieren nicht auf meiner Strichliste, ich habe sie nur zum besseren Verständnis beigefügt. In Kolonne 4 sind die Strichmengen von Kolonne 3 aufaddiert. Man könnte damit mit einem einfachen Rechner durch aufaddieren statistischer Zahlen zwischen 0 und 59 die Frachtliste erstellen. Das mag vielleicht etwas einfacher sein als das Abzählen.

Wenn ich zum Beispiel im Durchschnitt 4 Wagen pro Tag wünsche, benötige ich eine Liste mit
   4 x 30 = 120 Zeilen.
Ich vereinfachte die Sache, indem ich statt der Zeilen nur Striche neben dem Text anbrachte. Die Tagesfrachten werden durch Blick auf die Uhr und Abzählen de Striche ermittelt, wiederholend bis zum Ende der Liste.

In der Jahrhundertmitte waren die Holztransporte nicht gleichmässig über das Jahr verteilt, denn nur die Wintermonate  dienten der Waldarbeit. Deshalb erstellte ich nebeneinander, den Monaten zugeordnet, 12 Strichkolonnen. Meine enthalten gegenwärtig 290 bis 350 Striche. Ich glaube, dies ist einfacher, als dieselbe Menge Ladekarten zu schreiben.

Dieses System wende ich, praktisch unverändert, heute noch an. Man könnte annehmen mit einem Computer liesse sich das vereinfachen, sollte dann aber den Programmieraufwand nicht übersehen. Einzig das mit der Uhr ist heute ersetzt durch eine Liste mit statistischen Zahlen aus dem Computer.

 

Ladeguter_N.jpg (23748 Byte)

Auswechselbare Ladegutattrappen

Jedes offene Güterwagen- modell benötigt einen Satz passender Ladegutattrappen.

Ladegutwechsel.jpg (32577 Byte)

Für den Ladegutwechsel im Schattenbahnhof entstehen oft Zugänglichkeitsprobleme.

In meinem Fall ist der Schattenbahnhof von hinten zugänglich.

Schalttafeloffnung.jpg (34805 Byte) Ist das nicht möglich, so muss man sich etwas einfallen lassen. Zum Beispiel eine ausschwenkbare Schalttafel mit Gleisanschluss.

Die Beachtung der Frachtaufträge wird erst interessant, wenn man auf den offenen Wagen von Fall zu Fall entsprechende Ladegutattrappen anbringt. Ich hatte mir eine grössere Menge gebastelt. Es sind aber doch nicht ganz so viele wie es brauchte. Das erfordert einige Vorsicht beim Rollmaterialeinsatz. Unter die Anlage kriechen, um Ladegüter auszuwechseln, ist nicht sehr angenehm., was bei der Anlageplanung zu beachten ist.

Im Lauf der Jahrzehnte wurde die Anlage vergrössert und der Rollmaterialbestand erweitert, vorerst nach geschmacklichen Gesichtspunkten. Eines Tages befürchtete ich, damit nicht auf dem richtigen Weg zu sein. Ich begann mich zu fragen, welches Rollmaterial gehört zu meinem Anlagekonzept? Nicht dazu gehört Schnellzugmaterial. Da verschiedene Industrien vorgesehen sind, denke ich, dass Güterwagen auf dem Modell etwa gleichmässig vertreten sind wie beim Vorbild. Ich rechnete pro 100 Vorbildwagen 1 Modellwagen. Dazu kommen noch private, der betreffenden Industrie gehörende Wagen. Mit den vorhandenen acht Personenwagen können 2 Kompositionen ausgerüstet werden, eine wird dabei voll ausgelastet.

Eines Tages kamen mir die Vorschriften der SBB, meines Vorbildes, in die Hände. Die Strecke Steindorf-Holzheim ist für eine Normalspurbahn ausserordentlich steil. In dieser Beziehung betrachtete ich die Bahnstrecke Vallorbe–Le Brassus als typisches Vorbild. Aus dem ‚Anhang zum Reglement über den Fahrdienst Teil a’ waren für diese Strecke damals nur die leichte Lokomotive Re4/4 und die üblichen Triebwagen zulässig. Grund waren Brücken geringer Tragfähigkeit.

Diese Einschränkung war mir sehr willkommen, nicht nur weil meine vorhandenen Triebfahrzeuge hier zu gebrauchen sind. Denn lange Zeit hatte ich ein schlechtes Gewissen über die vom knappen vorhandenen Platz bedingt kurzen Stationsgleise in Holzheim. Nun aber konnte ich aus den Vorschriften ermitteln, dass für diese weniger zugkräftigen Fahrzeugtypen nur kurze Züge möglich sind; für die Re4/4 130t, und für den CFe4/4 90t. Das sind 6, beziehungsweise 4 Personenwagen, entsprechend 96, und 64cm zu umfahrende nötige Länge in Holzheim. Wieder einmal Glück gehabt, musste ich mir sagen. Die zulässige Anhängelast ermittelte ich dann gleich noch für alle Strecken mit Steigungen.

Diese Lastgrenzen nützen natürlich nur wenn man auch die Lasten kennt. Ich rechne für leere Wagen 5t pro Achse, für beladene das doppelte, als nach meiner Meinung genügende Näherung.

 
K_mit_und_ohne_Luftbremse.jpg (13957 Byte)

Bremskennzeichnung

Die Luftdruckbremsen wurden beim Vorbild an den Eckpfosten der Güterwagen gekennzeichnet. Der Wagen links enthält keine Luftdruckbremse, sondern nur eine durchgehende Bremsleitung. Der Wagen rechts eine Luftdruckbremse, die sich für den Einsatz in Güterzügen, wie auch in Personenzügen, eignet.

Aus diesem Vorschriftenwerk fand ich auch Bedingungen für die Bildung der Güterzüge. Damals hatten noch nicht alle Güterwagen Luftdruckbremsen. Ich musste beachten, dass am Zugschluss nicht mehr als zwei ungebremste Wagen sind, auf Steigungen oder Gefällen über 30 Promille, also nach Holzheim, überhaupt keine.

 

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Die richtige Geschwindigkeit nicht vergessen

Lange Zeit störte mich die unkonstante Geschwindigkeit der Züge bei konstanter Vorgabe am Fahrregler, meine Loks liefen da einfach zu wenig stabil über die Strecke. Ich musste ständig am Fahrregler drehen. Mit viel Mühe verbesserte ich die Stromzuführung und vergrösserte die Getriebeuntersetzungen. Die beiden Maschinen müssen aufeinander abgestimmt sein, damit Doppeltraktion möglich ist. Heute weisen meine Fahrregler weiche Raststellungen auf, bei 20, 30,40,50 und 60 km/h. Damit kann ich die Geschwindigkeit bequem vorgeben Dieses neue Fahrgefühl, gleich dem neuester Lokomotiven, ist mir nochmals ein Erfolgserlebnis.

Fahrregler_k.jpg (18079 Byte)

Fahrregler im Schaltpult Steindorf

1. Fahrregler für die Streckenloks,
   wirkt über die gesamte Anlage.
   Die Teilstriche entsprechen den
   Fahrgeschwindigkeiten 20, 30, 40,
   50, 60 und 70 km/h.
2. Fahrregler für Rangierlok, wirkt im
   Bahnhof Steindorf und im
   Werkareal
3. Umschalter vorwärts rückwärts
4. Lampe, leuchtet bei Überlast
5. Starttaste für die automatische
   Fahrt von Steindorf nach Waldau
6. Stopptaste
7. Lampe, zeigt Automatikbetrieb
8. Haltepunkteinstellung für Waldau.
   Die Teilstriche entsprechen der
   Ausrollzeit in Sekunden
9.Handfahrregler, alternativ zum
   Automatikbetrieb. Zum Beispiel
   steuert dieser Regler die Fahrt nach
   Betätigung der Stopptaste

Sogleich habe ich versucht, Geschwindigkeiten auf meiner Anlage festzulegen, die extrem engen Kurven und grossen Weichenwinkel berücksichtigend. So ist festgelegt:
   50 Km/h als Höchstgeschwindigkeit
   40 Km/h in Stationen
   40 Km/h Strecke Steindorf-Holzheim
   30 Km/h längs auf Stationen wartenden Leuten
   30 km/h in Endstation Holzheim

Diese Bemühungen erlaubten mir noch eine weitere Verbesserung. Wenn ein Zug aus Steindorf wegfährt, sollte sofort die Rangierarbeit aufgenommen werden. Das bedingt zwei Fahrregler gleichzeitig zu bedienen. In meinem Fall Mühe statt Fahrvergnügen, eine Folge vom Ein-Mann-Betriebspersonal. Für die Fahrt Steindorf-Waldau habe ich eine Automatik entwickelt. Eine billige speicherprogrammierte Steuerung konnte ich am PC als Schrittschaltwerk programmieren. Die Schritte werden durch Gleiskontakte oder Zeitgeber ausgelöst. Möglicherweise wende ich später diese praktische Sache auch noch auf die andere Strecke an, dank guter Bewährung.

 

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Fahrplan

Ich habe nie beabsichtigt den gesamten grafischen Fahrplan darzustellen. Denn der Leser hat wohl kaum Interesse die Zick-zack-Muster solcher Pläne im Detail zu studieren. Auf mehreren Internetseiten findet er solcher Beispiele. Der Kopf meines Fahrplans jedoch enthält interessante Angaben zur Anlage. Er wurde den Schweizerischen Eisenbahnen nachgebildet. Ich zeige nun den Fahrplankopf mit den Zugfahrten in den ersten zwei Stunden des Tages.

Fahrplan.jpg (69784 Byte)

Der nicht auf dem Gleisplan dargestellte Abschnitt vom Waldauer-Tunnel bis Pappstadt ist im Fahrplan ebenfalls berücksichtig. Um die Zugsfahrten zu zeichnen, sollte möglichst der gesamte Umlauf ersichtlich sein.

Erklärungen zu den einzelnen Spalten:

     

A)

Höhenangaben. In meinem Fall sind es  Millimeter über dem Fussboden. Die Werte betrachte ich auch als die Höhe des gedachten Vorbildes   in Meter über Meer. Steindorf befindet sich im Schweizerischen Mittelland, Holzheim in den Alpen.

 

 

Tunnelportal.JPG (84932 Byte)

Langer Tunnel

mit 20 Promille Steigung.  Früher unbeliebt, heute dank Elektrifizierung kein Problem mehr.

B)

Höhenprofil mit Tunnels. Wo Tunnels sind ist wichtig für das Personal. Die Personenwagen müssen beleuchtet werden. In den Dampfloks ist die Feuerung anzupassen.

 

 
Volllastzug.jpg (31627 Byte)  

Volllastzug

Das Vorbild bewältigt auf dieser Steigung eine Anhängelast bis 280 t. Das Modell soll auch die entsprechende Anzahl Wagen ziehen.

Langholztransport.jpg (43986 Byte)

Handbremsarbeit

Der Zug fährt in ein Gefälle von 35 Promille. Beim Schemelwagen sind die beiden Gestelle nur durch die Ladung verbunden.  Die Schlussläufer können darum nicht mit der Luftdruckbremse bedient  werden, was bei Gefälle über 30 Promille verlangt wird. Ein erfahrener Bremser muss darum die Handbremse bedienen.

 

C)

Steigung und Gefälle in Promille. Nach der Steigung ist die zulässige Anhängelast der Triebfahrzeuge zu berechnen. Das Gefälle bestimmt die nötige Bremskraft.

 

 
Hektometertafel.jpg (85169 Byte)

Hektometertafel

Der Streckengeher mit dem Schraubenschlüssel passiert den Kilometer 18.8.

Kilometrierung.JPG (74379 Byte)

Hilfsblatt für Haltpunktvorwahl

Blättern Sie zurück zum vorhergehenden Abschnitt  ‚Geschwindigkeit’. Dort wird der Einsteller 8 für die Wahl des Haltepunktes gezeigt. Er enthält aber nur nackte Ziffern, ohne Bezug auf den Ort. Mit diesem Hilfsblatt notiere ich mir für jede Lok die Haltepunkte von sinnvollen Einstellungen und sehe daraus die Einstellung für den gewünschten Haltepunkt. Kurze Züge sollen direkt vor dem Aufnahmegebäude anhalten. Bei langen Zügen muss die Lok weiter vorziehen, abhängig davon ob noch ein Gegenzug erwartet wird, oder nicht.

D)

Kilometrierung, pro 2 Meter Strecke rechne ich 1 Modellkilometer. Beim Vorbild beginnt sie oben auf dem Blatt.

E) 

Für Zugsfahrten vereinfachter Gleisplan

F) 

Blockstation, nur beim Vorbild vorhanden

G) 

Benennung der Stationen und Haltestellen

H) 

Abstand zwischen Haltepunkten

J)

Kilometerwert der Haltepunkte

K) 

Zeitfeld, beim Vorbild bei 0 Uhr beginnend. Im  dargestellten Beispiel startet um 5 Uhr 30 der erste Zug in Steindorf und erreicht Pappstadt Holz um 05.56. Dieser alleinfahrende Triebwagen fährt weiter nach Pappstadt Hbf. Er bringt Expressgut und den Postwagen. Damit wird der erste Personenzug nach Steindorf und Holzheim zusammengestellt. Um o6.45 beginnt er seine Fahrt.

Es gibt verschiedene Meinungen zur Zeit, nach der sich die Zugfahrten richten sollen. Für mich als Einmann-Gruppe ist die übliche schnelle Uhr nicht interessant. Ich hatte ursprünglich beabsichtigt, eine solche einzurichten. Es zeigte sich ein Missverhältnis zwischen zu kurzen Zugfahrzeiten und zu langen Rangierzeiten. Zu geringe Bahnhofabstände und zu knappe Gleisanlagen in den Bahnhöfen sind die Ursache. Ich geniesse darum den Fahrplanspass im Schritttempo. Eine Zugsfahrt, einige Rangierfahrten, oder nur ein Bruchteil davon ergeben eine neue Konstellation auf der Anlage. Das neue Bild, mit dem schönen Rollmaterial auf der herrlichen Anlage, erfreut mich täglich. Diese regelmässige Betriebsprobe verzögert zudem die Anlage am Verstauben und erhält sie für jeden unerwarteten Besuch betriebsbereit.

 

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Geschwindigkeit
Fahrplan

Mein Ziel:

Verkehrsanlage statt Befahranlage

Die Vorschläge in diesem Abschnitt ‚Betrieb’ mögen vielen Lesern als unerheblich erscheinen. Sie sind Wege zum Ziel, mit der Modellbahn mehr zu zeigen, als bloss Eisenbahnmodelle die ihre Präsentationsrunden demonstrieren.

Ich möchte zeigen, wie die Eisenbahn tatsächlich funktioniert, also nicht bloss, wie die Züge fahren. Denn die Züge des Vorbildes fahren nicht als Selbstzweck, sondern um Personen und Güter zu transportieren.

So versuche ich, die Zugbildung und die Rangierarbeiten so zu auszuführen, als ob die Modellbahn Personen und Güter transportierte. Zum Personentransport braucht es einen Fahrplan, was auch für den Gütertransport zweckmässig ist. Auswechselbare Ladegutmodelle unterstreichen den Zweck, dem die Güterzüge dienen. Ein statistisches System um die Verkehrs-und die Transportbedürfnisse auszulosen bildet den Motor für das Modellbahn-Erfolgserlebnis.

Viele Modellbahner möchten gerne einen dem Vorbild entsprechenden Betrieb organisieren, merken aber erst zu spät, dass sich ihre Anlage dazu wenig eignet und ihr Rollmaterial mit Überflüssigem und argen Lücken glänzt.

Es folgen einige Anregungen um solche Fehler zu vermeiden.

 

Zum Gleisplan

Er soll wie das Vorbild die Form eines Netzes aufweisen, kann im einfachsten Fall aber nur aus einer Strecke mir je einem Bahnhof an jedem Ende bestehen.

Mindestens einer der Bahnhöfe gilt als Schattenbahnhof. Er ersetzt den ‚Rest der Welt’, den man auf der Anlage nicht darstellen kann.
Der Schattenbahnhof gilt nicht als Modell, sondern als für den Modellbetrieb notwendigen Apparat um die Züge zusammenzustellen. Er braucht für den Beobachter nicht sichtbar zu sein. Bestehen zwei oder noch mehr Schattenbahnhöfe, so beachte man den Umfang und den Aufwand an Ladegutattrappen zwischen den Schattenbahnhöfen gegenüber dem Lokalverkehr. Lokalverkehr finde ich persönlich im Modell viel interessanter als Durchgangsverkehr.

Die Abstände zwischen den einzelnen Destinationen sollen sich nicht extrem unterscheiden, also nicht wie zum Beispiel 3 m zwischen Bahnhof A und B, dazu 15 m zwischen B und Schattenbahnhof C. Solche  Verhältnisse ergeben sich durch unbedacht lange Gleiswendel zum Schattenbahnhof. Der Schattenbahnhof steht nicht am Schluss der Anlageplanung.

Die einzelnen Bahnhofsanlagen sollen zweckmässig sein, an ein denkbares Vorbild erinnern, und zu der zum Bahnhof gedachten Ortschaft passen.

 

Zum Rollmaterial

Zuviel stört in der Regel mehr als zu wenig. Rollmaterial soll man nicht nach modellbahnerischen Gesichtspunkten festlegen. Also nicht zuviel anschaffen, was interessant ist oder der Händler anbietet.

Man lerne wie das Vorbild zu denken. Lokomotiven sind sündhaft teuer. Keine Bahnverwaltung kauft zwei Lokomotiven, wenn die nötigen Züge mit einer einzigen allein geführt werden können. Für den Personentransport genügt in der Regel die einfachste Ausführung der Wagen, Luxuszüge verlangen Bahnhöfe die zu gross sind, um sie in unserem Modell vernünftig darstellen zu können. Bei den Güterwagen unterscheide man zwischen häufig und selten gebrauchten. Häufig gebrauchte sind in grösserer Anzahl erforderlich, selten gebrauchte nur entsprechend den vorgesehenen Industrien. Die Lieblinge des Modellbahners, die Stückgüterzüge, sind heute leider praktisch verschwunden. Die Industrien kleinerer Ortschaften, deren Bahnhof wir als Modell bevorzugen, erhalten ihre Wagen durch einen Schienentraktor oder eine Kleinlok vom  Regionalzentrum. Der örtliche Rangieraufwand beträgt noch einen Bruchteil gegenüber früher. 

 

Transportgüter

Modellbahner, vielleicht sogar berufsmässig das grosse Vorbild benützend, können sich über die Gestaltung des Personenverkehrs und des Fahrplanes bei guter Beobachtung recht klare Vorstellungen erarbeiten. Sie gewinnen einen Überblick über die Passagierfrequenzen, abhängig von Tageszeit und Wochentagen. Beim Güterverkehr ist das viel schwieriger.

Stückgut wird heute nicht mehr transportiert und der Wagenladungsverkehr soll verschwinden. Aus gleichen Wagen zusammengestellte Blockzüge sind das Wunschziel der Bahnverwaltung. Traurig langweilig wird so der Betrieb bei Epoche Gegenwart.

Will man den Betrieb einer früheren Epoche nachgestalten, so überlege man, was damals hauptsächlich transportiert wurde und was bestimmt nicht. Je weiter die Epoche zurückliegt, desto schwieriger wird das Unterfangen. Kehrichttransporte, wie man sie heute sieht, gab es noch vor kurzem gar nicht, Alpviehtransporte sind dem gegenüber ganz verschwunden. Auch die durchschnittlichen Transportdistanzen nehmen mit der Zeit nur zu. Wurden früher Einzelstücke befördert, so reisen diese heute auf der Strasse. Der Bahn bleibt vorwiegend der Transport von Massengütern. Versender und Empfänger sind entsprechende Industriebetriebe.

Ich kenne bisher noch keine Literatur, die Aufschluss über Transportgüter-Statistiken früherer Zeiten enthält. Ich könnte mir aber denken dass bei Wagenladungen die Güter mindestens summarisch dokumentiert wurden und solche alte Bücher vielleicht noch zu finden sind.

 

Woher ich denn das alles wusste?

Mein Papa hatte ein kleines Geschäft und beauftragte mich oft, mit Fahrrad und Anhänger Ware zur Bahn zu bringen oder abzuholen. Auch geschah es, dass, anstatt Feierabend, mit dem Lastwagen zur Bahn gefahren wurde, um, sofort natürlich, einen Waggon zu entladen und die Ware in mehreren Fahrten nach Hause zu bringen.

Da habe ich beobachtet, wer auch noch zum Freiverladegleis fährt, und mir Gedanken gemacht, was es wohl auszuladen gäbe. Die Schraubenfabrik, die Sägerei, oder der regionale Lebensmittelgrossist, regten meine Phantasie an. Die Eindrücke fanden bald bei den noch primitiven Modellbahnspielen Verwendung.

Spätere Beobachtungen bestätigten vieles und liessen auch einiges als Illusion vergessen.

Es ist wohl der normale Weg jedes erfolgreichen Modellbahners, etwas denkbares versuchen, Erfahrung gewinnen, und verbessern,  möglichst ohne rückbauen. Probieren und Durchhalten gewinnt!